Was ist eigentlich enclothed cognition?
Die Art und Weise, wie wir uns kleiden, hat nicht nur Auswirkungen auf unser Aussehen, sondern auch auf unser Verhalten und unsere Selbstwahrnehmung. Kleidung verändert unsere Haltung, kann uns in eine gezielte Stimmung versetzen und verschafft uns selbst den Eindruck kompetenter zu sein. Enclothed cognition ist ein psychologisches Phänomen, das auf Studien von Adam & Galinsky basiert und herausstellt, welchen Einfluss Kleidung auf die Selbstwahrnehmung und das Denken des Trägers hat.
Beispielsweise kann das Tragen von Kleidung, die mit Autorität und Macht assoziiert wird, wie ein Anzug oder eine Uniform, dazu führen, dass sich eine Person selbstbewusster und dominanter fühlt und entsprechend handelt. Ähnlich kann das Tragen von Sportkleidung das Gefühl von Energie und Aktivität vermitteln, was dazu führen kann, dass eine Person sich tatsächlich sportlicher fühlt und mehr Energie hat.
Die Studie von Adam & Galinsky
Die enclothed cognition wurde erstmals 2012 von den Psychologen Adam Hajo und Adam D. Galinsky untersucht. Um die Studie durchzuführen, rekrutierten die Forscher 58 Studenten und unterteilten sie in zwei Gruppen. Die erste Gruppe trug einen Arztkittel und wurde informiert, dass dieser Kittel ein Arztkittel ist. Die zweite Gruppe trug denselben Kittel, aber es wurde ihnen gesagt, dass es sich um einen Malerkittel handelt. Beide Gruppen absolvierten dann eine Reihe von kognitiven Aufgaben, die darauf abzielten, ihre Konzentration und Aufmerksamkeit zu testen.
Die Ergebnisse der Studie waren bemerkenswert. Die Gruppe, die den Arztkittel trug und glaubte, dass es sich um einen Arztkittel handelte, schnitt in den kognitiven Aufgaben signifikant besser ab als die Gruppe, die denselben Kittel trug, aber glaubte, dass es sich um einen Malerkittel handelte. Die Forscher interpretierten diese Ergebnisse als Beweis dafür, dass das Tragen von Kleidung, die mit Autorität und Kompetenz assoziiert wird, tatsächlich die kognitive Leistung verbessern kann.
Die Studie von Adam und Galinsky war jedoch nicht ohne Kritik. Einige Experten argumentierten, dass die Studie zu klein war und dass das Tragen eines Kittels möglicherweise nicht dasselbe ist wie das Tragen anderer Kleidung, die mit Autorität und Macht assoziiert wird. Darüber hinaus argumentierten einige Kritiker, dass die Ergebnisse möglicherweise nicht allgemein auf die breite Bevölkerung übertragbar sind, da die Teilnehmer der Studie alle Studenten waren.
Insgesamt hat die Studie zur enclothed cognition jedoch dazu beigetragen, das Bewusstsein für die Art und Weise zu schärfen, wie Kleidung unsere Denkweise und Verhaltensweisen beeinflussen kann. Es ist ein interessantes Konzept, das weitere Forschung und Untersuchung erfordert, um die Auswirkungen von Kleidung auf unsere kognitive Leistung und unser Verhalten besser zu verstehen.
Wie ich enclothed cognition für mich genutzt habe
Die Frage, die man sich jetzt stellen kann, ist – Wie kann man enclothed cognition für sich selbst im Alltag nutzen? Als ich bei Ausschreibungen und Pitches um Website Relaunches, Etats und Full Service Dienstleistungen vor den Verantwortlichen des digitalen Marketings von Hidden Champions, mittelständigen Weltmarktführern und Konzernen präsentiert habe, habe ich immer darauf geachtet, dass ich mich einhundert Prozent wohl und kompetent fühle in meiner Kleidung.
Ich habe selbst im Homeoffice immer eine leichte Seidenbluse getragen, die an den Schultern gut sitzt und eine Stoffhose oder einen Rock, um mich selbst in das Gefühl hineinzuversetzen, vor anderen präsentieren. Meine Kleidung hat mir in diesen Momenten ein Gefühl von Sicherheit, Kompetenz und Angemessenheit gegeben. Am Morgen vor einem wichtigen Kundentermin habe ich mir tendenziell mehr Zeit genommen meine Haare zu föhnen, mein Make-up zu machen und Kleidung rauszusuchen, in der ich diese Wirkung ausstrahle und in der ich mich wohlfühle, als an regulären Arbeitstagen.
Personal Dresscode
Einen personalisierten Dresscode für sich selbst zu erstellen, kann eine effektive Möglichkeit sein, die enclothed cognition zu nutzen und das Selbstbewusstsein zu stärken. Hier sind einige Schritte, die dir helfen können, einen eigenen Dresscode:
- Überlege dir, welche Art von Kleidung du gerne trägst und was am besten zu dir passt.
- Berücksichtige den Anlass und den Ort, um sicherzustellen, dass die Kleidung angemessen ist.
- Überlegen dir, welche Farben, Muster und Stoffe dir am besten gefallen und welche zu deinem Hauttyp und Hautton passen.
- Wähle Kleidungsstücke aus, die deine besten Eigenschaften betonen und deine Schwächen kaschieren.
- Denken darüber nach, welche Accessoires du tragen möchten, um deinen Look zu vervollständigen.
- Berücksichtige den Dresscodes des Unternehmens und wie sich deine Kolleg:innen und Führungskräfte in verschiedenen Situationen kleiden.
- Probiere verschiedene Kombinationen aus und experimentiere, bis du einen Look gefunden haben, der zu dir passt und in dem du dich wohlfühlst.
Klare Outfitformeln helfen uns, die Komplexität im Alltag zu reduzieren. So kann eine standardisierte Kombination in Form einer hellen Bluse, einer dunklen Stoffhose mit gerade geschnittenem Bein und Ankle Boots oder flachen Loafers eine Möglichkeit sein, den Alltag zu vereinfachen. Gleichzeitig geben feste Dresscode Regeln auch eine gewisse Sicherheit und zeigen anderen Kolleg:innen oder Geschäftspartnern Beständigkeit und Stilsicherheit.
Quellen: Adam, Hajo & Galinsky, Adam D. (2012). Enclothed cognition. Journal of Experimental Social Psychology, 48, 918-925
